Lehrpläne

Die Lehrplanzusätze Deutsch als Zweitsprache für außerordentliche Schülerinnen und Schüler im Deutschförderkurs sowie Deutsch als Zweitsprache für ordentliche Schülerinnen und Schüler (Primarstufe und Sekundarstufe) bestehen, wie alle Lehrpläne nach der Lehrplanreform, aus folgenden Elementen:

  • Bildungs- und Lehraufgabe
  • Didaktische Grundsätze
  • Zentrale fachliche Konzepte
  • Kompetenzmodell und Kompetenzbereiche
  • Kompetenzbeschreibungen

In diesen Lehrplanzusätzen wurde auf die Formulierung von konkreten Anwendungsbereichen verzichtet, die in anderen Lehrplänen die Inhalte und Themen für den jeweiligen Unterricht verbindlich vorgeben.

Die Kompetenzbeschreibungen sind fünf Kompetenzbereichen zugeordnet:

  • Hören
  • Sprechen
  • Lesen
  • Schreiben
  • Linguistische Kompetenzen

Die Grafik zeigt auf, wie sich die Kompetenzbereiche zueinander verhalten: Die Linguistischen Kompetenzen sind die Mittel und die Grundlage, um die vier Fertigkeiten Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben zu realisieren, die in ihrer kommunikativen Funktion den Schülerinnen und Schülern Sprachhandlungsfähigkeit und Textkompetenz sowohl mündlich wie auch schriftlich ermöglichen.

Abbildung 1: Kompetenzbereiche in den DaZ-Lehrplänen/-Lehrplanzusätzen

Hinweise zum Lehrplan Deutsch in der Deutschförderklasse:

Der Lehrplan Deutsch in der Deutschförderklasse ist zu einem anderen Zeitpunkt entstanden und weist daher ein geringfügig anderes Format und einen größeren Umfang auf. Die inhaltlichen Eckpunkte für einen Lehrplan sind vorhanden, jedoch werden z.T. andere Begrifflichkeiten verwendet. Der Punkt „Kompetenzmodell und Kompetenzbereiche“ ist darin nicht extra ausgewiesen, sondern leitet den Lehrplanteil mit dem Titel „Lehrstoff“ ein.

Die Kompetenzbeschreibungen werden hier in vier Lernbereiche gegliedert, wobei die beiden ersten die fachspezifischen Kompetenzen beschreiben:

Die zentralen fachlichen Konzepte wurden für diesen Lehrplan nicht formuliert.

Kompetenzen in den Mittelpunkt stellen

Die Lehrpläne/Lehrplanzusätze bilden die Grundlage für eine kompetenzorientierte Unterrichtsplanung und -durchführung. Diese Kompetenzorientierung legt den Fokus auf die Lernenden und definiert verfügbare oder erlernbare Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie benötigen, um Probleme lösen zu können (Weinert, 2001), im Falle des DaZ-Erwerbs sprachlich kompetent handeln zu können. In den Kompetenzbeschreibungen werden Wissen und Können miteinander verschränkt und die Überführung ins Anwenden spielt eine wesentliche Rolle, z.B.

Die Schülerin/der Schüler benennt und beschreibt Gegenstände, Personen, Lebewesen, Tätigkeiten, einfache Sachverhalte und Ereignisse (zB persönliche Daten, Familie, Schule, Essen, Wohnen, Freizeit, Natur und Umwelt). (Lehrplan Deutsch in der Deutschförderklasse, Grundschule, S. 12)

Für die Unterrichtsplanung verknüpft die Lehrperson die Kompetenzen mit Inhalten, z.B. einen Freund/eine Freundin beschreiben können, wenn es um das Thema „Freundschaft gestalten“ geht.

Zielniveau kennen

Ziel des DaZ-Anfangsunterrichts ist es, die Schülerinnen und Schüler zu einer mündlichen und schriftlichen Sprachhandlungskompetenz sowie Textkompetenz zu führen, die es ihnen ermöglichen, am Regelunterricht aktiv teilzunehmen. Dieses Ziel wird realisiert, wenn die Schülerinnen und Schüler die vier Fertigkeiten Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben mit Hilfe der linguistischen Kompetenzen (sprachliche Mittel auf Wort-, Satz- und Textebene) auf dem in den Lehrplänen/Lehrplanzusätzen definierten Niveau vernetzt anwenden. Die Schülerinnen und Schüler erwerben die Kompetenzen in den vier Fertigkeiten anhand konkreter Inhalte und werden dabei durch das explizite Thematisieren und die regelmäßige Anwendung der sprachlichen Mittel, wie Wortschatz und Strukturen, unterstützt.

Lernersprache anerkennen

Im Sprachlernprozess entwickeln Lernende eine so genannte Lernersprache, eine Zwischenstufe auf dem Weg zur Zielsprache Deutsch (Dimroth, 2019). Fehler sind Ausdruck dieser Lernersprache, sie stellen Zwischenschritte dar und zeigen den Lernfortschritt auf (Chlosta et al., 2017). Sie sind ein Hinweis darauf, dass sich Lernende bereits mit einem sprachlichen Phänomen auseinandersetzen, es aber noch nicht korrekt realisieren können. Genau hier setzt Förderung an. Die Lehrpläne/Lehrplanzusätze für den DaZ-Anfangsunterricht definieren als eine solche Zwischenstufe ein Sprachniveau, das die aktive Teilnahme am Regelunterricht ermöglichen soll.

Die Lehrperson geht mit den individuellen Lernersprachen der Schülerinnen und Schüler produktiv um, wenn sie nicht nur Vergleiche zur Zielsprache anstellt, um die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg dorthin zu begleiten, sondern auch den bereits gegangenen Weg und ihre sprachlichen Erfolge betrachtet. Eine Sprachstandsbeobachtung unterstützt diesen Blickwinkel, da sie den Fokus nicht auf Fehler und Defizite richtet, sondern auf das schon Erworbene und Erreichte. Dafür entwickelt die Lehrperson eine Beobachtungskompetenz, die als notwendige Grundlage für eine adaptive und ressourcenorientierte Förderung gesehen werden kann.

Literatur

Chlosta, C., Schäfer, A. & Baur, R. S. (2017). Fehleranalyse. In B. Ahrenholz & I. Oomen-Welke (Hrsg.), Deutsch als Zweitsprache (DTP, Bd. 9, S. 353–368) (4., vollst. überarb. u. erw. Aufl.). Baltmannsweiler: Schneider.

Dimroth, C. (2019). Lernersprache. In S. Jeuk & J. Settinieri (Hrsg.), Sprachdiagnostik Deutsch als Zweitsprache. Ein Handbuch. (DaZ-Handbücher, Bd. 2, S. 21-46). Berlin/Boston: de Gruyter.

Weinert, F. E. (2001). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In F. E. Weinert (Hrsg.), Leistungsmessung in Schulen (S. 17-31). Weinheim/Basel: Beltz.